Schlank muss man sein, um durch die vielen an ein U-Boot erinnernden Gänge dieser wohl größten Tonbandgeräte-Sammlung der Welt zu kommen. Er ist es. Hanjörg Morckel war Apotheker und ist stolzer Besitzer dieser auf mehreren Etagen seines Hanghauses in der Lindenfelser Nibelungenstraße aufbewahrten einzigartigen Sammlung. Besonders stolz ist der Sammler darauf, dass alle Apparate seiner Sammlung funktionieren.

Ulla und ich freuen uns sehr, schon bald nach unserem Umzug nach Lindenfels Inge und Helmut Baier kennengelernt zu haben, die uns den Besuch dieser großartigen privaten Sammlung durch ein gutes Wort bei Herrn Morckel ermöglicht haben. Die erste große Überraschung bei diesem Besuch im Herbst 2019 war aber kein technisches Gerät und auch keiner von vielen Tausend Schmetterlingen, die Herr Morckel nämlich auch sammelt, sondern ein liebevoll mit Kaffee und Kuchen gedeckter Tisch. Während wir es uns schmecken ließen, erzählte unser Gastgeber uns schon einiges über seine Sammlung und von seinem Anspruch, dass alles funktionieren muss.

Unser Rundgang durch diese Sammlung führte uns nicht nur durch enge Gänge vorbei an voll beladenen und mit den unterschiedlichsten Postern und Fotos beklebten Stahlschränken und Regalen mit eng gedrängten Geräten und Zubehör, sondern auch durch die vielen Jahrzehnte seit Erfindung der Tonauf-zeichnung und Übertragung. Wie selbstverständlich steht hier ein Gerät aus 1913 auf einem Gerät aus 1952 und auch ein ganz kleines Transistor-Taschenradio aus 1966 ist ganz in der Nähe zu finden. Mit gerade einmal 10,5 x 7,5 cm passte das Philips Nanette wohl in jede Jackett- oder Handtasche, konnte mit 8 Transistoren außer Mittel- und Langwelle auch schon UKW und kostete damals 159,- DM, was in etwa einer Monatsmiete einer Wohnung mit 70 m² im sozialen Wohnungsbau entsprach.

Polyphon ist der Markenname eines selbstspielenden mechanischen Musik- instruments, das von der Firma Polyphon-Musikwerke AG in Wahren bei Leipzig um 1900 hergestellt wurde. Von der Metallplatte auf diesem Polyphon von 1913 hier erklang für uns nach dem Aufziehen "Muss i denn zum Städtle hinaus".
Dann stellte Herr Morckel das Polyphon zusammen mit dem Deckchen woanders hin und öffnete den Deckel des darunter stehenden Kastens mit der großen 52.

Als es nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland wieder losging mit dem Bau von Tonbandgeräten, waren die ersten Geräte AW1 und AW2 von AEG praktisch unbezahlbar. Da waren die Konstrukteure der ersten Stunde gefragt. Max Ihle war einer von ihnen. Seine Geräte Phonorex und Ferrophon waren deshalb sehr gefragt. Sein absolutes Weltklasse-Gerät aber war das Bayreuth, das wir hier hören durften. Das Zweispurgerät wiegt 17 kg, kostete damals (1952) etwa 1130,- DM, hatte 3 Motoren mit Drucktastensteuerung, 18cm Spulen, die Bandgeschwindigkeiten 9,5 und 19 cm/s und einen Frequenzbereich von 50 - 10.000 Hz.

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